Emma Wagner Autorenwoche Tag 6 - "Regie führt nur die Liebe"

Riege führt nur die Liebe

Hallo meine Lieben :-)
Heute ist der 6. Tage unserer Autorenwoche mit Emma Wagner.
Heute stelle ich euch das Buch "Regie führt nur die Liebe" vor.

Klappentext:

Laura liebt Bollywood-Filme, glaubt an das Schicksal und wartet auf die große Liebe.
Ihr Leben verläuft eigentlich in geordneten Bahnen, nur der intrigante Kollege Kai macht ihr das Leben schwer.
Doch dann rettet sie einen Fremden vor dem Ertrinken, und schlagartig ist alles anders. Der Mann, der ihr noch im Rettungsboot die magischen Worte »Nicht Jahrhunderte, nicht Jahrtausende – nichts kann uns trennen!« zuflüstert, ist nämlich kein anderer als der bekannte Schauspieler Logan White.
Sie und Logan – eine Verbindung, so ewig und schicksalhaft wie aus einem Bollywood-Film, da ist sich Laura sicher. Nur Logans Manager Alex entpuppt sich als Ekelpaket.
Doch damit nicht genug: Ganz nebenbei muss Laura sich auch noch um ihren heimwehkranken
Mitbewohner James und um ihre beste Freundin Moni kümmern, die sie in ihrer Wohnung vor den
Vermietern versteckt.
Klar, dass sich Lauras Leben schon bald nicht mehr an das Drehbuch hält …

Buchanfang

Zum reinstöbern, gibt es für euch nun den Anfang des Buches ;-)





Textstellen:

Damit ihr noch einen besseren Eindruck von diesem tollen Buch bekommt, gibt es nun 2 Textstellen für euch, die Lust auf mehr machen soll ;-)
Textstelle 1


Ich lege vorsichtig meine Hände an sein Gesicht, drehe es hin und her und begutachte sein Kinn mit gespieltem Ernst von allen Seiten. Alex’ ordentlich gestutzter Bart schabt und kitzelt an meiner Haut. Seine Lippen sind so nah vor den meinen und sein kräftiger, holziger Duft umschmeichelt mich. Tief atme ich ihn ein. Wie es wohl wäre, jemanden wie ihn zu küssen?
»Wollen Sie?«, fragt eine Stimme.
Erschrocken fahre ich zusammen und ziehe meine Finger zurück. Habe ich etwa laut gedacht?
Doch zu meiner absoluten Erleichterung stelle ich fest, dass der Zeichner uns einlädt, an seinem Stand Platz zu nehmen.
Mein Gott - ich und Alex küssen? Ich muss wirklich wahnsinnig sein! Oder es ist der Frust darüber, dass Logan auf sich warten lässt. Also praktisch eine Art natürliche Schutzreaktion meines Körpers, der sich nun, um einem Minderwertigkeitskomplex vorzubeugen, dankbar auf jedes auch noch so geringe Anzeichen männlichen Interesses stürzt und dieses überinterpretiert. Oder so ähnlich. Sozusagen eine rein, äh, mechanische Reaktion.
»Warum nicht?«, sagt Alex.
»Nein ... hör auf«, wehre ich ab, doch Alex hat sich bereits an den Zeichner gewandt. »Drei Minuten dauert das pro Person, richtig? Okay. Dann bitte uns beide auf ein Bild, ja?«
»Wofür?«, frage ich entgeistert.
»Keine Ahnung. Einfach als Andenken.«
Nicht ganz meine Wunsch-Antwort, auch wenn ich selbst nicht genau weiß, was ich hören wollte.
»Oder hat mein Kinn den Test etwa nicht bestanden?«
»Was? Doch, doch. Du bist perfekt!« Ich stutze und korrigiere mich hastig: »Dein Kinn! Dein Kinn ist perfekt!«
»Der Rest von mir nicht?«
»Das kann ich nicht beurteilen«, entgegne ich, nur um einen Atemzug später zu realisieren, wie dünn das Eis unter meinen Füßen plötzlich geworden ist.
»Verstehe«, sagt Alex mit Betonung und sein Grinsen lässt mein Gesicht noch stärker glühen.
Im nächsten Moment finde ich mich plötzlich auf seinem Schoß wieder, denn in Ermangelung eines zweiten Stuhles hat er mich einfach kurzerhand zu sich heruntergezogen. Mein Herz legt einen Galopp hin. Ohne es zu merken, habe ich meine Arme um seinen Oberkörper geschlungen und nun weiß ich nicht, ob ich ihn wieder loslassen soll.
Oder kann.
Als wäre die Kleidung, die sich zwischen unserer Haut befindet, nur Einbildung, spüre ich seinen warmen, muskulösen Körper und wage kaum zu atmen. Ich fühle mich wie eine geschüttelte Mineralwasserflasche und aufgedreht wie schon lange nicht mehr. Okay - abgesehen von neulich Abend, aber dafür konnte ich ja nichts.
Alex’ Hand streicht über meine Hüfte bis zu meinen Beinen und legt sich fest auf sie, als wolle er lediglich verhindern, dass ich von seinen Oberschenkeln rutsche. Mein ganzer Körper kribbelt und ich fürchte zu explodieren, wenn Alex jetzt auch nur eine falsche Bewegung macht.
Der hingegen blickt entspannt zum Zeichner. Nur ein leises Lächeln umspielt seine Mundwinkel und erneut komme ich nicht umhin, fasziniert auf seine Lippen zu starren. So weich, so sinnlich und dennoch männlich ... Vielleicht doch ein Kuss? Nur ein ganz kurzer?
Ich schlucke und weiß nicht, ob ich mir wünschen soll, dass der Maler sich beeilt und ich Abstand zwischen Alex und mich bringen kann, bevor ich mich ganz scheußlich blamiere. Oder ob ich hoffen soll, dass das mit den drei Minuten stark übertrieben ist und ich noch ein halbes Leben lang genau so hier sitzen bleiben darf.
»Die Dame kann jetzt entspannen. Sie habe ich schon«, rückt leider in diesem Moment der Maler meine Realitätsvorstellungen wieder zurecht. Zu meiner absoluten Enttäuschung lässt mich Alex los. Ich klettere von seinem Schoß, trete zur Seite und wende mich den Schiffen auf dem Fluss zu. Ich brauche einen Moment, um mich zu fassen.
Viel Zeit bleibt mir dazu allerdings nicht, denn schon höre ich, wie Alex sich beim Maler bedankt. Als ich mich umdrehe, kommt er mit der Zeichnung in der Hand auf mich zu. »Alles okay bei dir?«
Ich nicke. »Zeig mal her, wie es geworden ist.«
Kaum hat Alex die Zeichnung aufgerollt und mir hingehalten, als ich mir auch schon auf die Lippe beiße. Okay, offensichtlicher geht kaum: Während Alex mit mildem Lächeln den Betrachter anblickt, starre ich Alex an, als wäre er ein Schokoladenbrunnen.
Ich schlucke. »Ich finde mich nicht besonders gut getroffen.« Vorsichtig schiele ich zum realen Alex.
Der sieht eindeutig amüsiert aus. »Also, mir gefällt es.«
»Worum geht es eigentlich in dem Film, den Logan hier drehen will?«, wechsele ich eilig das Thema und setze mich in Bewegung, bevor noch mehr solch peinlicher Portraits entstehen.
Alex folgt mir und ich spüre seinen Blick weiterhin amüsiert auf mir liegen. »Eine Liebesgeschichte im alten England.«
Überrascht sehe ich auf. »Und was macht ihr dann in Heidelberg?«
»Historienfilme werden selten in den Städten gedreht, in denen sie spielen. Höchstens teilweise, wenn es sich anbietet.«
»Ernsthaft? Wieso?«
»Na, weil es im Normalfall viel zu aufwendig wäre, die ganze Crew und die gesamte Ausrüstung dorthin zu transportieren.«
»Was? Für Roland Emmerich?«
»Nein, für den bestimmt nicht. Außerdem sehen diese Städte heute ja auch nicht unbedingt mehr so aus wie früher.«
»Aber ich dachte, der Film wäre von ihm?«
Alex bleibt stehen, stützt sich auf die Brüstung und sieht auf den Fluss. »Logans nächster Film wird von Roland Emmerich sein! Dafür werde ich sorgen!«
»Was bist du denn jetzt eigentlich? Clubbetreiber oder Manager?«
»Gastronom. Meinen ersten Laden hab ich mit zwanzig eröffnet. Eine ziemlich kleine Kneipe, die auch nicht sonderlich gut lief. Doch davon ausgehend habe ich mich stetig verbessert. In Stuttgart, Frankfurt und Würzburg habe ich gemeinsam mit Otto Filialen von ›Bauers Club‹ eröffnet, jetzt ist Heidelberg dran.«
»Ausgerechnet Heidelberg, wo ich wohne. Das ist verrückt.«
»Ich würde sagen: Schicksal.«
Moment.
Ich blinzele. »Was hast du gerade gesagt?«
»Dass es wohl Schicksal ist.«
Ich starre ihn mit großen Augen an, doch er merkt es nicht und redet munter weiter: »Otto stammt von hier und hat hier gute Kontakte, die auch dem Regisseur von Logans Film sehr zugutekamen. Deshalb drehen sie einige Szenen hier - in der Altstadt und auf dem Schloss - und nicht etwa in Bamberg oder so. Und darüber hinaus manage ich eben auch Logan.«
Schicksal ... »Aber«, ich räuspere mich, versuche meine Fassung wiederzugewinnen. »Du bist doch nicht schon immer sein Manager gewesen, oder?«
»Wieso?«
»Na ja ... ich meine ... dann wärst du nicht besonders gut in deinem Job, weil das hier doch seit Langem sein erster Film ist, sozusagen sein Comeback.«  
»Das hat andere Gründe!« Mit einem Mal ist seine Fröhlichkeit wie weggeblasen und ich bereue schon, gefragt zu haben.
Hastig kehre ich zum Ausgangsthema zurück. »Also wird jetzt Heidelberg für euch in eine mittelalterliche, englische Stadt verwandelt?«
»Nicht ganz. Der Film spielt im 18. Jahrhundert. Und viel verwandeln müssen wir zum Glück nicht. Es werden ein paar Außenszenen in Stadtteilen mit alten Häusern und alten Mauern gedreht, und die werden dann lediglich im Nachhinein am Computer bearbeitet. Und bei Panoramabildern mit Stadtsilhouette werden einfach mehr Kirchtürme oder besonders auffällige andere Merkmale ergänzt.«
»Und worum geht es in dem Film?«
Alex sieht mir tief in die Augen, und erneut spüre ich dieses Kribbeln in meinem Magen. Leise raunt er:  »Um das, worum es im Leben immer geht: die Liebe.«
Atmen! Weiteratmen!
Und zwar nicht so, als würdest du hyperventilieren!
Panisch zeige ich mit dem Finger nach links, laufe los und rufe über die Schulter zurück. »Ich ... wir müssen zurück. Logan kommt sicher gleich!« Verdammt, wovor laufe ich eigentlich davon? Die Antwort gebe ich mir augenblicklich selbst: vor einem Typen, der absolut nicht zu mir passt und einer Story, bei der mein Bauchgefühl mir sagt, dass ihr das Happy End fehlt.
Und außerdem ist Logan mein Seelenverwandter. Punkt. Aus.
»Zum Club geht es aber dort entlang.«
»Wie? Was? Oh - danke.« Mit rotem Gesicht drehe ich mich um, laufe zum grinsenden Alex zurück und folge ihm zum Brückenkopf und die Treppe hinunter.


Textstelle 2

Am Montag stelle ich nach der Arbeit unter den skeptischen Blicken von Moni und James die Möbel um. Das war schon lange mal nötig, wie ich finde.
Dass Logan sich nicht während meiner Arbeitszeit gemeldet hat, zeugt schließlich von jeder Menge Rücksichtnahme.
Es geht mir super.
Ich bin voller Energie und Optimismus und sehe nicht ein Mal zur Uhr.

Am Dienstag arbeite ich nach der Schule den Unterrichtsplan für eine komplette Woche im Voraus aus.
Das fühlt sich toll an, auch wenn ich den Plan vermutlich schon morgen wieder in den Mülleimer werfen kann, weil im Unterricht mal wieder nichts so läuft, wie es soll.
Doch egal -, ich bin eine mega-professionelle Lehrerin, die sich durch private Dinge nicht einen Millimeter vom beruflichen Kurs abbringen lässt.
Ich bin sicher, dass Logan noch heute Abend anrufen wird.
Es geht mir gut.
Ich finde nur, dass unsere Wanduhr viel zu laut tickt.

Am Mittwoch denke ich, dass Logan sich endlich mal melden könnte.
Aber natürlich kann man von einem viel beschäftigten und begehrten Schauspieler wie ihm wohl nicht erwarten, dass er innerhalb der ersten drei Tage nach einem Date anruft. Er rennt sicher von einem Pressetermin zum nächsten und muss ja zwischendurch auch noch vor der Kamera stehen.
Gegen Mitternacht überkommt mich ein dringendes Bedürfnis, zu reden. Einfach so. Über Gott und die Welt. Von Freundin zu Freundin.
Ich finde das total schön. Fast wie zu Schulzeiten. Eine richtige Pyjamaparty.
Leider sieht Moni das irgendwie anders und wirft mich raus.
Angeblich muss sie schlafen.

Am Donnerstag teste ich mein Handy, aber es funktioniert noch.
Logan ruft trotzdem nicht an.
Das ist aber gar nicht so schlimm. So habe ich endlich einmal Zeit, die Fenster zu putzen. Auch die von Frau Happ.
Am späten Abend kriege ich für einen Moment einen klitzekleinen Nervenzusammenbruch, als das Handy klingelt und es dann doch nur meine Mutter ist.
Aber davon abgesehen geht es mir prima.
Ich gucke auch nur alle zehn Minuten zur Wanduhr.

Am Freitag bin ich kurz davor, durchzudrehen.
Allein eine Marathon-Sitzung mit Best-of-Shah-Rukh-Khan hält mich davon ab.
Gegen Abend bin ich dennoch kurz davor, Logan anzurufen.
Hiervon allerdings halten mich zum Glück meine Magenschmerzen ab. Ich glaube, die gefühlten zwei Kilo Haselnusseis sind schuld daran.
Davon abgesehen geht es mir, ähm, irgendwie.
Nur Moni hat sich ein bisschen gewundert, wohin unsere Wanduhr verschwunden ist.




Morgen geht es weiter mit einem ganz tollen Gewinnspiel :-)

1 Kommentar

  1. Ich würde mich sehr darüber freuen. Ich würde das Buch sehr gerne meiner Freundin schenken, weil sie Emma Wagner noch nicht kennt. Ich liebe Emma Wagners Bücher :)

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