„Himmelreich mit kleinen Fehlern“
von
Emma Wagner
Hey meine Lieben :-)
Heute erscheint das neue Buch von Emma Wagner mit dem Titel "„Himmelreich mit kleinen Fehlern“. Ich selber bin ein großer Fan von Emmas Büchern und da dachte ich mir, gebe ich euch doch mal ein paar Einblicke in „Himmelreich mit kleinen Fehlern“
Inhalt
Valentina hat einen tollen Job, eine
Luxuswohnung und die begehrte Vintagetasche ihres Lieblingsdesigners. Einen
Mann braucht sie so dringend wie ein Loch in ihren Louboutins - Karriere geht
vor. Der plötzliche Tod ihrer ehemals besten Freundin katapultiert sie zurück
nach Himmelreich und damit direkt in ihre Vergangenheit. Dort stößt sie nicht
nur auf einen Möchtegern-Hippie, einen Pfarrer in Liebesnöten und weitere,
äußerst eigenwillige Dorfbewohner, sondern auch auf das Rätsel um den Tod ihrer
ehemals besten Freundin Nattie. Dieses aufzuklären setzen sich Valentina und
ihre verbliebenen vier Freundinnen zum Ziel. Es wäre allerdings viel einfacher,
sich darauf zu konzentrieren, wenn es da nicht diesen unfreundlichen Bauern Jan
gäbe, der ihr das Leben schwermacht. Oder ihren alten Schwarm Tom, der
attraktiver ist, als das für Valentinas Pläne gut ist ...
Textstellen
Damit ihr euch ein noch besseres Bild von dem Buch machen könnt, gibt es nun 2 ausgewählte Textstellen für euch.
Textstelle 1
Der Traktor kommt hinter meinem Wagen zum
Stehen und der Scheintote von vorhin schaltet den Motor ab. »Na, sieh mal einer
an, wen wir da haben!«, ruft er schadenfroh zu mir hinüber. Ich ignoriere ihn,
ziehe für den Fall, dass da ein Wackelkontakt vorhanden ist, die Kabelstecker
von den Zündkerzen ab und stecke sie wieder auf. Dann gehe ich wieder zur
Fahrerseite, wo ich mir mit den Taschentüchern meine Füße notdürftig säubere,
einsteige und anschließend bei geöffneter Fahrertür das Auto probeweise starte.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Mist. Ich steige wieder aus und latsche durch den
Schlamm zurück zur Motorhaube. Inzwischen ist es mir egal, wie tief meine Füße
im Matsch versinken. Der Typ klettert von seinem Sitz herunter, springt zu
Boden und kommt dann mit großen Schritten auf mich zu. Einen Moment lang kriege
ich Panik. Er sieht nämlich nicht nur schmutzig und schmuddelig, sondern auch davon
abgesehen alles andere als vertrauenerweckend aus. Und ich habe gerade weder
ein Handy noch ein Pfefferspray zur Hand! »Meinen Sie etwa, die Straße würde
Ihnen gehören, nur weil Sie in so einer beschissenen Geldkarre fahren?« Er
schiebt sich seinen Regenhut aus der Stirn. Na toll: einer von der Sorte
Neidhammel! Jetzt wird mir auch klar, warum er mich ums Verrecken nicht
passieren lassen wollte. Aber nicht mit mir! Und nicht an diesem wirklich
verdammt beschissenen Morgen! »Die Straße gehört dem, der fahren kann, und das
sind offensichtlich nicht Sie. Denn Ihr Traktor verfügt rein zufälligerweise
über so ein seltsames Ding, das sich Lenkrad nennt. Damit kann man ihn zu Seite
fahren. Um Menschen durchzulassen, die Wichtigeres zu tun haben als Musik zu hören
und den Kaninchen beim Vögeln zuzugucken!« Im nächsten Moment bereue ich mein
vorlautes Mundwerk, denn wir sind hier ja – leider – nicht in der Stadt, unter
Tausenden von Menschen, sondern allein am Rande des Nirgendwo mit lediglich ein
paar Runkelrüben als Zeugen, falls er gewalttätig werden sollte. Und danach
sieht es leider aus, denn sein Gesicht verfärbt sich deutlich in Richtung Rot,
und er ballt die Fäuste. Unauffällig bewege ich mich von ihm weg, um zumindest
die Motorhaube als Barriere zwischen uns zu haben. »Wissen Sie was, Sie
arrogante Ziege? Ich war ja bereit, Ihnen trotz Ihres unmöglichen Benehmens zu
helfen. Aber das können Sie jetzt vergessen! Viel Spaß noch. Der nächste
Traktor dürfte morgen Nachmittag hier vorbeikommen.« Damit dreht er sich um und
stiefelt zu seinem Gefährt zurück. »Gut! Hauptsache, ich muss mir Ihre
Unfähigkeit nicht länger ansehen!«, rufe ich ihm hinterher, als er bereits die
Leiter zu seinem Sitz erklimmt. Dann startet er den Motor und – ich fasse es
nicht! – fährt tatsächlich zur Seite aufs Feld und in einem Bogen um mein Auto
und mich herum. Als er vor mir wieder auf den Feldweg einschert, wird mir klar,
dass sich gerade meine einzige Möglichkeit, doch noch rechtzeitig – oder
überhaupt! – zu Natties Beerdigung zu erscheinen, aus dem Staub macht. Mist!
Ich beiße mir auf die Lippe. Ich will das nicht tun! Ich kann das nicht tun!
Aber ich muss das tun! Nathalie zuliebe. Nachdem ich schon sonst nichts für sie
getan habe ... Aua, Sodbrennen! Ich muss dringend meinen Pillenvorrat
aufstocken! Ich schließe kurz die Augen, atme dann tief durch und schreie:
»Halt, stopp. Warten Sie!« Der Traktor zuckelt weiter. Ach, verdammt! Ich hebe
die Arme, winke wild und renne ihm hinterher. »Haaaalt. Warten Sie! Bitteee!«
Endlich dreht sich der Neidhammel um und scheint zu überlegen, hält dann
immerhin an und setzt zurück. Als er vor mir wieder zum Halten gekommen ist,
schaltet er den Motor aus. Ein triumphierendes Grinsen zeichnet sich zwischen
den weizenblonden Bartstoppeln ab. »Hat es sich da jemand anders überlegt und
möchte nun doch Manieren zeigen?« »Das will ich doch hoffen, das wäre bei Ihnen
wirklich dringend notwendig!« Der Typ glotzt mich an. Dann dreht er sich um und
startet den Motor. Ich könnte mir in den Hintern beißen! »Nein. Halt. Bitte.
Entschuldigung. Das war nicht so gemeint. Das ist mir nur so rausgerutscht.
Hören Sie, ich brauche wirklich Ihre Hilfe!« Er wendet sich bei laufendem Motor
erneut zu. »Wieso sollte ich ausgerechnet Ihnen jetzt noch helfen wollen?« »Es
tut mir leid. Ich bin ein wenig durcheinander. Aber ich muss nach Himmelreich!«
»Himmelreich?« Er stellt den Motor aus und runzelt die Stirn. »Was wollen Sie
da?« »Zu einer Beerdigung«, erkläre ich knapp. Im nächsten Moment legt sich ein
Ausdruck tiefer Betroffenheit auf sein sonnengebräuntes und unrasiertes
Gesicht. Einen Atemzug lang mustert er mich so eindringlich aus graublauen
Augen, dass ich unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trete, dann nickt er
zögernd. »Das tut mir sehr leid. Ähm. Vor diesem Hintergrund verstehe ich
natürlich Ihre Eile.« Ich sage nichts. Seine offensichtliche Bestürzung ist mir
unangenehm, schließlich habe ich in den letzten Jahren viel zu wenig Kontakt zu
Nathalie gehabt. »Soll ich mir Ihren Wagen mal ansehen?«, reißt mich die Stimme
des Bauern aus meinen Gedanken. »Nicht nötig«, winke ich ab. »Da ist nichts
mehr zu machen. Jedenfalls nicht rechtzeitig.« »Woher wollen Sie das wissen?«
Er zieht bereits sein Regencape aus. Darunter kommen ein verwaschenes,
grünkariertes Hemd und eine Cargohose zum Vorschein, deren Farbe ich unter all
dem Dreck kaum erahnen kann. Der Anblick lässt mich vorsichtshalber einen
Schritt zurücktreten, immerhin war mein Kostüm nicht gerade billig. »Ich habs
mir angeschaut.« »So? Und was haben Sie gesehen? Etwa ein Problem mit dem Öl
oder den Zylindern?« Herablassend lächelt er mich an. »Sind Sie sicher, dass
Sie nicht einfach nur vergessen haben zu tanken?« Ich mustere ihn. Dann besehe
ich mir meine Fingernägel und sage leichthin: »Wäre Motoröl aus dem Ventilgehäuse
in den Motorraum und auf den Auspuffkrümmer gespritzt, hätte sich dunkler Qualm
entwickelt. Das ist jedoch nicht passiert. Und bei einem undichten Schlauch im
Kühlsystem hätte es gedampft. Auch das war nicht der Fall. Also ist auch kein
Wechsel der Zylinderkopfdichtung nötig.« Ich poliere meine Fingernägel an
meinem Rock und wende mich wieder dem Typen zu. Er starrt mich mit offenem Mund
an. »Ich würde ja den ADAC rufen«, fahre ich fort, »aber in dieser,
Tschuldigung, beschissenen Einöde gibt es ja keinen Handyempfang. Wenn Sie mich
also vielleicht zum nächsten Ort mitnehmen könnten, von wo aus ich den
Abschleppdienst rufen könnte, wäre das wirklich sehr nett von Ihnen. Welcher
Ort wäre das überhaupt?« Meinem Gegenüber steht immer noch der Mund offen. Endlich
fällt es auch ihm auf. Er schließt ihn und räuspert sich. »Ja. Klar. Mach ich.
Äh, Himmelreich.« »Was? Echt? Perfekt. Vielleicht schaffe ich es dann ja doch
noch rechtzeitig.« Also stakse ich durch den Matsch wieder zurück in Richtung
Auto, um meine Sachen zu holen. Als der Traktorfahrer sieht, wie ich meine
Schuhe aus dem Fußraum ziehe und dann nach meiner Tasche auf dem Beifahrersitz
angle, kommt endlich wieder Leben in ihn. »Ich mach das schon. Geben Sie ruhig
her.« »Vielen Dank.« Ich entsperre den Kofferraum mit einem Tastendruck am
automatischen Schlüssel. »Meine Sachen sind da drin«, sage ich und stakse mit
meinen Schuhen in der linken und meiner Handtasche in der rechten Hand Richtung
Traktor. »Wie? Sie haben noch mehr Sachen als das?« Ich drehe mich um. Er
deutet auf meine Handtasche. »Ja, klar, ich habe leider einiges zu erledigen
und werde eine Woche bleiben müssen.« Der Typ presst unwillig die Lippen
zusammen, geht aber folgsam zum Kofferraum hinüber. Nach einer kurzen Pause
tönt es trocken: »Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst!« »Was meinen Sie?« »Ich
schleppe doch jetzt nicht Ihre beiden Koffer durch die Gegend. Wieso lassen Sie
die nicht einfach im Auto?« »Und wenn sie geklaut werden?« »Sie machen sich
Sorgen darum, dass Ihre Koffer geklaut werden? Und was ist mit dem Wagen?« »Der
ist versichert. Meine Koffer nicht. Und selbst wenn: Ich würde ein halbes Jahr
benötigen, um Dinge aufzutreiben, die auch nur annähernd so schön sind wie die
Sachen, die ich schon habe.« »Dann viel Spaß beim Suchen.« Er drückt die
Kofferraumklappe wieder runter.
Textstelle 2
Abrupt bleibe ich stehen. Die dichte Hecke,
an der wir schon seit einer Weile vorbeilaufen, endet plötzlich, und vor mir
breitet sich das Paradies aus. Zugegebenermaßen ist es nur ein paar Quadratmeter,
aber es sind die schönsten paar Quadratmeter, die ich je gesehen habe: ein
geschwungener Teich voller rosafarbener und weißer Seerosen, das Ufer gesäumt
von Schilf und großen, ovalen Steinen. Diese wiederum sind umgeben von kleinen,
grauen Kieseln, in die mit dem Rechen wellenförmige Linien gezogen worden sind.
An der engsten Stelle spannt sich eine kleine, steinerne Brücke im japanischen
Stil über den Teich. Linker Hand steht, vor lichtgrünem Bambus, eine niedrige,
steinerne Bank. Schiefe Krüppelkiefern und ein Dickicht von Ahornbäumen in
sämtlichen Größen, Formen, Rot-und Grüntönen rahmen das herrliche Bild dieses
japanischen Teichtraumes ein. »Was ist das?«, frage ich fasziniert. »Der
Garten.« »Das ist der Garten?« Ich habe ihn deutlich anders in Erinnerung: Eine
Gartenbank im Schatten der Bäume, eine kurz gemähte Wiese und ein vor sich hin
modernder Teich. Jan zuckt mit den Achseln und lächelt. Ein echtes, zufriedenes
Lächeln, das strahlend weiße Zähne offenbart, um die sich mit Sicherheit alle
Zahnpastahersteller reißen würden. »Ich habe ihn ein bisschen, äh, kultiviert.«
Ich starre ihn sprachlos an und stelle fest, dass mir die Worte fehlen. Zum
ersten Mal. Ein asiatischer Garten mitten im Nirgendwo auf einem alten
Bauernhof. Jan lacht angesichts meiner Reaktion und sagt, nicht ohne einen
gewissen Stolz in der Stimme: »Du solltest ihn mal im Frühling sehen, wenn der
Kirschbaum da drüben blüht.« Eine ganze Weile stehen wir schweigend da. Ich
lausche dem Zirpen der Grillen und dem Gesang der Vögel. Nur die in der Ferne
blökenden Rinder trüben ein klein wenig die Gesamtwirkung. »Aber wie?«, bringe
ich schließlich heraus. »Und wieso?« Jan mustert mich amüsiert. »Wie? Nun ja,
mit jeder Menge Schweiß und meinem treuen Traktor. Und wieso? Weil ich fasziniert
bin von der japanischen Landschaftsarchitektur.« Das ist so ziemlich das
Letzte, was ich in Bezug auf Jan vermutet hätte. Staunend sehe ich ihn an und
stelle überrascht fest, dass seine Augen exakt die Farbe des Teichs haben: Ein
leuchtendes Graublau. Nur die Seerosen fehlen. Plötzlich muss ich bei der
Vorstellung von Seerosen in Jans Augen schmunzeln. Und er lächelt, etwas
überrascht, zurück.
Emma hat mich gebeten euch noch ganz herzlich zu ihren Events auf der Frankfurter Buchmesse einzuladen :-)
Wenn ihr noch mehr über Emma erfahren wollt, besucht sie doch einfach mal auf Facebook oder auf ihrer Homepage :-)
-Bookbutterfly
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