[Autorentage] Katharina Burkhardt - "Das Haus der Medusa"


"Das Haus der Medusa"

Hallo meine Lieben :-)

Heute ist der 2 Tag unserer Autorentage mit Katharina Burkhardt <3

Heute stelle ich euch das Buch "Das Haus der Medusa" vor.



Klappentext 

Florentine ist glücklich, dass sie in einem alten Haus in Hamburg-Altona eine Wohnung und Räume für ihre Confiserie gefunden hat. Mit Begeisterung richtet sie sich ein. Doch je länger sie in dem Haus wohnt, desto unheimlicher wird es ihr. Nach und nach entdeckt sie, dass alle ihre Nachbarn etwas verbergen, dass hinter jeder verschlossenen Tür Geheimnisse lauern.
Als auch noch mysteriöse Todesfälle auftreten, ist es endgültig vorbei mit Florentines Ruhe. Sie stellt Nachforschungen an – und verstrickt sich dabei selbst immer mehr in den Machenschaften ihrer Nachbarn.


Buchanfang

Florentine Stern mochte das alte Haus vom ersten Moment an. Es stand an der Ecke einer kaum befahrenen Kreuzung und bot der Welt beinah trotzig seine massive Stirn. Die hellgrüne Fassade war mit Ornamenten und Säulen verziert, über der großen Eingangstür wachte unter der Jahreszahl »1882« der Kopf einer grimmig dreinblickenden Frau und – das war überhaupt das Größte, wie Florentine fand – im ersten Stock stand zwischen zwei Fenstern in einer Nische eine überlebensgroße, bunt bemalte Gipsfigur, die unverkennbar Otto von Bismarck darstellte. Der Fürst, auf dessen Brust militärische Orden prangten, blickte streng über die Köpfe der Passanten hinweg. Eine Hand hatte er so angewinkelt, als würde sie segnend auf dem Kopf eines Kindes ruhen – oder über dem Haupt des Volkes schweben, das unsichtbar zu Füßen des Fürsten stand.

Florentine war begeistert. Dieses Haus erzählte Geschichten von vergangenen Zeiten. Es erzählte von Kriegen, von Eroberungen und Verlusten, als Altona sich noch unter dänischer Herrschaft befunden hatte, von einer Klassengesellschaft, in der in der Beletage die feinen Bürger residierten, während in den oberen Stockwerken mit den niedrigeren Decken und den kleineren Fenstern die armen Poeten und jungfräulichen Lehrerinnen lebten, von den Dienstboten ganz zu schweigen, die in winzigen Kammern direkt unter dem Dach hausten.

Nun war Florentine in eine dieser alten Lehrerinnenwohnungen gezogen. Dabei war sie weder Lehrerin noch Jungfrau. Aber die Zeiten hatten sich zum Glück geändert.

Florentine war Tortenbäckerin und soeben betrachtete sie voller Stolz das große Schaufenster im Erdgeschoss des Hauses. Das war – neben dem strengen Preußen – das Beste an diesem Haus, oder genauer: Der kleine Laden hinter diesem Fenster war das Beste. Von der Straße aus betrachtete sie zufrieden ihr Werk. Altstadt-Confiserie stand in großen, geschwungenen Lettern auf einem Schild über der Tür und auf dem Glas des Schaufensters hieß es verheißungsvoll: Florentines süße Versuchungen.

Florentine legte die Hände in die Hüften, lachte und hob den Kopf. An einem Fenster über dem Laden bewegte sich rasch ein dunkler Schatten und verschwand dann aus ihrem Blickfeld. Irritiert starrte Florentine nach oben auf das dunkle Fenster. Einer ihrer Nachbarn wollte offenbar nicht gesehen werden, während er sie beobachtete.

Eine Windböe wirbelte über den Platz und trieb ihr feinen Regen ins Gesicht. Sie strich sich die langen Haare aus der Stirn, ging rasch in den Laden zurück und machte sich daran, die letzten Kartons auszupacken.

Sie fand, es war ein echter Glücksfall, Wohnung und Laden im selben Haus mieten zu können.

»Du solltest besser einen Laden in Ottensen suchen«, hatten Freunde zu ihr gesagt. »Dort wirst du viel mehr Umsatz machen als in der Altstadt.«

Aber Gewerbeflächen in zentraler Lage waren für Florentine nicht erschwinglich. Sie hatte zwar von ihrer Patentante ganz überraschend eine beträchtliche Summe Geld geerbt und sich damit ihren Traum erfüllen können; ein größeres Risiko wollte sie dennoch nicht eingehen. Selbst hier in Altona-Altstadt, in dem kleinen Viertel zwischen Holstenstraße und Max-Brauer-Allee, waren die Mieten so beträchtlich, dass ihr schwindelig bei dem Gedanken wurde, wie viele Torten sie backen musste, um ihre Kosten decken zu können.

Mit Jakob zusammen wäre das alles natürlich etwas leichter gewesen, dachte sie und stopfte mit grimmiger Entschlossenheit leere Kartons in den Altpapiercontainer im Hof. Jakob, ja, dieser Mistkerl wäre sicher geschickter im Verkaufen gewesen. Er hatte ständig gute Ideen, war schnell in allem, was er tat, und besaß den nötigen Biss, um so einen Laden zum Laufen zu bringen. Leider hatte er jedoch nicht genug Biss besessen, Florentine die Treue zu halten. Er hatte nicht mal genug Biss besessen, sie rechtzeitig vorzuwarnen. Eines Tages erklärte er einfach, er müsse weg, ihm sei mit ihr alles zu eng und zu öde. Das eigene Café an der Nordsee sei doch im Grunde nur Florentines Traum gewesen, nicht seiner, ob sie das nie gemerkt habe? Er wolle mehr. Er wolle Abenteuer, Entdeckungen, Leben. Und so hatte er kurz vor Florentines dreißigstem Geburtstag seine Sachen gepackt und war von einem Tag auf den anderen zu Yvonne gezogen, einer sehr blonden, sehr lebenslustigen Frau.

»He, Sie müssen die Pappen in kleine Stücke reißen, sonst verstopfen Sie ja den ganzen Container.«

Florentine wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen und drehte sich erschrocken um. Hinter ihr stand Klaus-Dieter Nowitzki, ihr Vermieter. Er war Mitte siebzig, hochgewachsen, mit Halbglatze und Bart. Zornig funkelte er Florentine durch seine randlose Brille hindurch an und nahm ihr mit einer ruppigen Bewegung einen Karton aus der Hand. Demonstrativ zerriss er die Pappe in kleine Stücke, die er anschließend stapelweise in den Müll beförderte.

»Das Altpapier wird nur einmal im Monat geleert. Wenn Sie da jetzt Ihre ganzen Kartons einfach so reinschmeißen, ist die Tonne ja im Nu voll.« Herr Nowitzki klang wie ein Lehrer, der ein Schulmädchen abkanzelte.

Florentine stammelte eine Entschuldigung und floh zurück in ihren Laden. Ihr war schon bei der Vertragsunterzeichnung aufgefallen, dass Herr Nowitzki ein schwieriger Mensch zu sein schien. Er war geradezu spitzfindig auf kleinsten Details des Mietvertrags herumgeritten und Florentine keinen Schritt entgegengekommen, sodass sie schließlich die Gewerberäume, die sich in einem schlechten Zustand befunden hatten, auf eigene Kosten renovieren ließ.

Im hinteren Ladenraum, der ihr als Backstube diente, gab es ein Fenster zum Hof hin, der ringsum von den angrenzenden Häusern umschlossen wurde. Eine Tür führte auf eine Terrasse hinaus, hinter der sich Beete und ein schmaler Grünstreifen erstreckten. Narzissen und Tulpen reckten ihre bunten Köpfe der Welt entgegen und hatten den Kampf mit Regen und Sturm aufgenommen, die dieser April bisher reichlich bescherte. In der Kastanie, die schon zum Nachbargrundstück gehörte, hockten wie dunkle Unheilsboten zwei große Krähen. Herr Nowitzki stand immer noch an den Müllcontainern und wühlte in den Abfällen herum. Hatte er etwas verloren? Oder überprüfte er etwa, was seine Mieter für Abfall produzierten? Florentine fröstelte, und einen Moment lang wurde sie von der grauen Stimmung erfasst, die das Wetter erzeugte.




Textstellen

Damit ihr noch einen besseren Eindruck von diesem tollen Buch bekommt, gibt es nun 2 Textstelle für euch, die Lust auf mehr machen sollen ;-)

Textstelle 1

„Nachts lag sie viel wach und lauschte in die Dunkelheit hinein. Sie hatte noch nie in so einem großen, alten Haus gewohnt und fand es ein wenig unheimlich, all die Geräusche zu hören, die sie nicht zuordnen konnte. Die uralten Holzdielen knarrten, es knackte im Gebälk, Stimmen schienen in dunklen Ecken zu wispern, seufzend und klagend. Sie stellte sich vor, dass nachts die Seelen der Menschen zum Leben erwachten, die früher in diesem Haus gelebt hatten und vielleicht sogar hier gestorben waren. Sie schienen sich mit den lebenden Menschen zu unterhalten, die vor Kummer und Sorge auch nicht zur Ruhe kamen, rastlos umhergingen oder in ihre Kissen weinten.

Florentine gewöhnte sich an, nachts das Flurlicht brennen zu lassen. Und sie gewöhnte sich ab, vor dem Einschlafen gruselige Filme zu sehen.“




Textstelle 2

„Um sich zu beruhigen, ging sie in die Backstube, rieb Zitronenschale und rührte Butter und Zucker schaumig. Beim Backen entspannte sie sich. Die Konzentration auf die vielen, kleinen Handgriffe, die sie verrichten musste, die Arbeit mit frischen Produkten von unterschiedlichster Konsistenz und nicht zuletzt die vielfältigen Gerüche gaben ihr Ruhe und Sicherheit.

Florentine liebte Zitronenkuchen, weil er schlicht, aber raffiniert war, fruchtig-frisch und dennoch trocken und lange haltbar. Doch ihre Kunden hatten ihren eigenen Kopf, und gerade Zitrone war sehr umstritten, sie wurde von vielen Leuten regelrecht verachtet. Vor allem Männer mochten überhaupt keinen Zitronenkuchen. Aber Männer waren ohnehin schwerer für Süßes zu begeistern als Frauen.“






Charakterbeschreibung

Damit ihr Florentine besser kennen lernt, hat die liebe Katharina eine ganz tolle Charkaterbeschreibung für euch erstellt :-)




Ich hoffe euch hat der Tag genausp viel Spaß wie mir gemacht :-)

Morgen geht es weiter mit "In meinem Herzen nur du"


-Bookbutterfly

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